Meine Katze pinkelt städig neben das Katzenklo
Mögliche Gründe und Hilfen bei Unsauberkeit
Hin und wieder werden uns Katzen mit dem Problem der Unsauberkeit vorgestellt. Dabei handelt es sich meist um das Urinieren außerhalb der Katzentoilette, doch auch „wilder“ Kotabsatz kann möglich sein.
Zuallererst sollten wir differenzieren, ob es sich um eine Unsauberkeit im engeren Sinne oder aber um ein Markierverhalten handelt, welches im Grunde ja sogar zum Ausdrucksrepertoir eines Stubentiegers gehört und in jedem Fall zu dem eines unkastrierten.
Ersteres wird wie ein „normaler“ Toilettengang vollzogen. Die Katze scharrt an einer ruhigen Stelle imaginäres Substrat, uriniert in Hockstellung eine größere Menge normalen Urins, der Schwanz wird dabei waagerecht gehalten. Das Geschäft wird häufig hinterher geruchlich kontrolliert und meist sogar wieder „zugescharrt“.
Markieren hingegen geschieht an gut zugänglichen und für den Besitzer auch gut sichtbaren Stellen. Im Stehen, bei meist tänzelnder Hinterhand und senkrecht stehendem zitterndem Schwanz, wird dabei ein Sprühstoß meist scharf riechenden, eher trüben Urins an Wände, Möbel, Kleidung abgegeben.
Nun beginnt meist ein langer Weg der Ursachenforschung.
Können medizinische Ursachen wie eine akute Blasenentzündung, Stoffwechselstörungen wie Diabetes und damit vermehrtem Harndrang oder eine Schilddrüsenüberfunktion z.B. ausgeschlossen werden? Kommen plötzliches Erblinden oder Verlust des Geruchsinns oder systemische Erkrankungen wie FeLV oder FIV mit verbundenem Unwohlsein u.v.v.m. vielleicht in Frage? Frühere schmerzhafte Erfahrungen, wie beim Abgang eines Blasensteines z.B., können heftige Aversionen gegen das Katzenklo, auch später noch, auslösen.
Sind die Haltungsbedingungen für Ihre Katze optimal?
Bleibt die Ursache des Problems danach weiterhin unerklärt, gilt zu bedenken, dass Stress als Auslöser Nummer Eins für eine Unsauberkeit oder Markierverhalten bei Katzen fungiert. Hat sich etwas im ökosozialen Umfeld geändert - eine neue Lebenspartnerin für Herrchen, ein Baby oder eine andere Katze? Auch geänderte Arbeits- und Fütterungszeiten oder einfach ein anderes Futter lösen bei empfindlichen Katzen Stress aus. Auch eine genetische Komponente bei Perserkatzen und Siamesen wird diskutiert.
FIC, die Feline Interstitielle (oder auch Idiopathische, sprich ohne bekannte Ursache) Cystitis, ist dann eine häufige Diagnose. Die Urinuntersuchung mittels Teststreifen kann zwar eine Entzündung (erhöhte Leukozytenwerte) aufzeigen, ursächliche Erreger allerdings werden nicht gefunden. Hier wird tatsächlich eine neurogene, stressinduzierte Entzündung der Blasenschleimhaut als Ursache zu Grunde gelegt. Die Katzen bevorzugen häufig glatte, kalte Untergründe. Solche Katzen sind höchst Stressintollerant und die Erkrankung tritt immer wieder (rezidivierend) auf.
Harnmarkieren dient in erster Linie dem Abgrenzen des eigenen Territoriums wirkt aber auch beruhigend auf Katzen und wird somit auch zur Stressbewältigung genutzt. Es kann daher auch nur phasenweise auftreten, wenn sich gerade etwas im Umfeld geändert hat und sich nach Gewöhnung wieder geben. Es kann sich allerdings auch verselbständigen und zu einer Art Reflex werden, dann ist es nur noch schwer wieder abzugewöhnen.
Wichtig ist es, Vorlieben und Aversionen für Orte, Substrate, aber auch Zeiten genau zu ermitteln und bisherige Maßnahmen und deren Wirkung zu dokumentieren.
Um den „Täter“ in einem Mehrkatzenhaushalt zu ermitteln bietet es sich an, eine kleine Kamera zu installieren. So können in der Regel auch auslösende Faktoren ermittelt und abgestellt werden. Katzen voneinander zu trennen, z.B. in getrennten Zimmern unterzubringen, bring hierfür meist keinen Erfolg. Was beim einen nun den Stress vermeidet, löst beim Nächsten solchen auf Grund der Trennung aus ...
Was kann man nun selber tun, um mögliche Stressfaktoren abzustellen?
Die folgende Auflistung soll ein paar grundsätzliche Möglichkeiten aufzeigen:
- Immer ein Katzenklo mehr, als sich Katzen im Haushalt befinden, aufstellen. Dafür ruhige Orte und am Besten verschiedene Substrate nutzen. Katzen präferieren feine Einstreu, c.a. 5cm tief sollte sie sein. Langhaarkatzen hingegen stören sich an zu tiefer Einstreu, da sie leicht im Fell hängen bleibt.
- Ein Katzenklo mit Dach wird von vielen Katzen bevorzugt, allerdings ohne Tür, damit Gerüche verfliegen können. Groß genug sollte es sein (mindestens 30*40cm, gern größer) v.a. für ältere Katzen, die nicht mehr so beweglich sind.
- Keine scharfen Reinigungsmittel für das Katzenklo verwenden. Einfaches Leitungswasser und eine Bürste sollten reichen. Katzen stören sich zum einen an den chemischen Gerüchen und zum anderen brauche sie IHREN vertrauten Geruch um sich wohl zu fühlen. Stellen an denen markiert wird, können hingegen mit markant riechenden Mitteln gereinigt werden.
- Strafen sie Ihre Katze nicht für Ihr „Vergehen“, aber auch vermehrte Aufmerksamkeit (Loben) bei korrektem Verhalten können diese Fehlverhalten auslösen oder gar antrainieren.
- Optimieren Sie die Haltungsbedingungen. Katzen lieben erhöhte Plätze um alles genau im Blick zu haben, wollen selber dabei aber nicht gesehen werden. Bieten Sie immer mehrere Ruheplätze an, v.a. im Mehrkatzenhaushalt, damit sich die Tiere aus dem Weg gehen können. Bedenken Sie, dass ältere Katzen evt. bodennahe Rückzugsorte bevorzugen. Stellen an denen Tiere einander auflauern können, sollten verstellt werden.
- Katzen sind ad libitum Fresser, das heißt Futter sollte den ganzen Tag an ruhigen Orten zur Verfügung stehen. „Lebendiges“ Wasser wird gern aus Zimmerbrunnen oder Gießkannen genommen.
- Lenken Sie Fehlverhalten um. Stellen an denen die Katze gern markiert, sollten mit Kratzbäumen versehen werden. Wird ein Kratzbaum nicht genutzt, steht er falsch oder gefällt der Katze tatsächlich einfach nicht (zu groß/zu klein, falsche Oberfläche etc.) Pinkelt die Katze ins Kinderbett, kann es für einige Tage mit Alufolie z.B. ausgelegt werden, hier hilft Erfindungsreichtum um es der Katze unangenehm zu machen. Auch können aktuelle Urinierorte zu Futterplätzen umfunktioniert werden.
- Wenn möglich bieten Sie Ihrer Katze Freigang an. Jagen und Sozialkontakt bringt viele Stubentiger auf andere Gedanken, vermeidet Langeweile und gibt ihnen die Möglichkeit normales Verhalten zu zeigen.
Unsaubere Freigängerkatzen haben vielleicht ein Problem mit Nachbars Katze, einigen Sie sich wenn möglich hier über „Ausgehzeiten".
- Reine Wohnungskatzen brauchen Beschäftigung. Katzen sind rund 6 Stunden am Tag aktiv. Bevorzugt in den frühen Morgen- und Abendstunden werden Spiele mit Reizangel, Futterball oder evt. Apportierübungen gern angenommen.
- Akzeptieren Sie, dass Ihre Katze vielleicht kein Schmusetiger ist. Einige Katzen mögen es einfach nicht gestreichelt zu werden, drängen Sie sich niemals auf.
- Synthetisch hergestellte Gesichtspheromone wirken sich positiv auf die Stimmung der Katze aus. Entsprechende Präparate gitb es als Diffuser für die Steckdose oder als Sprays. Wichtig ist hier genau den Gebrauchsanweisungen Folge zu leisten, um die Katze nicht zusätzlich zum Markieren zu animieren.
- In einigen Fällen können Tierpsychologen helfen. In Einzelfällen finden Medikamente gegen Depressionen aus der Humanmedizin Anwendung.
- Manchmal muss in allerletzter Konsequenz ein Tier abgegeben werden. Ein Haushalt mit einem kleinen Baby ist manchmal nicht die beste Lösung für eine ruheliebende Katze...
Sollten Sie ein Problem mit Ihrer Katze bezüglich einer „Unsauberkeit“ haben, sprechen Sie uns an, wir werden gemeinsam nach der Ursache suchen und eine Lösung finden - Ihre Tierarztpraxis Heinecke
Quelle: dt.Tierärzteblatt 2018;66(5) Ss.634-641