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Aktuelle Informationen von Ihrer Tierarztpraxis Heinecke

Impfungen
28.11.2019 21:40 (4184 x gelesen)

Impfen – was ist wirklich nötig?

Unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse sollen nachfolgend die häufigsten Fragen rund um die Impfung von Hund und Katze beantwortet werden, um Ihnen als Tierhalter/Tierhalterin die Entscheidung für oder gegen eine Impfung zu erleichtern.



Gibt es eine Impfpflicht?

Zunächst einmal sei gesagt, dass in Deutschland keine Impfpflicht für unsere Haustiere besteht! Impfungen können aber behördlich angeordnet werden, um die Ausbreitung von Tierseuchen zu verhindern. (*1)

         Einen solchen aktuellen gesetzlichen Rahmen für Hunde und Katzen gibt hierzulande für die Tollwut. Eine entsprechende Verordnung (TollwV, 1991) regelt dabei wie mit seuchenkranken oder -verdächtigen Tieren, aber vor allem auch mit Tieren, die in Kontakt mit diesen gekommen sind oder sein können, zu verfahren ist.

So kann die Behörde im schlimmsten Fall sogar die Tötung von gegen Tollwut ungeimpften Tieren anordnen, welche in Kontakt mit allein seuchenverdächtigen Tieren gekommen sein könnten!

          Auf Grund illegalen Tierhandels vor allem aus Osteuropa, besteht nach wie vor ein beachtliches Risiko auch hierzulande Tollwutfälle zu verzeichnen.

Die Tollwutimpfung ist daher zum Wohle der Gemeinheit als auch des Einzeltieres unverzichtbar.

Sie ist außerdem eine notwendige Bedingung für eine Auslandsreise mit Ihrem Tier.

Informationen zu aktuellen Tierseuchengeschehen und empfohlene Vorgehensweisen finden sie regelmäßig auch auf unserer Homepage

Gibt es Impfempfehlungen?

          Eine Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) mit Sitz am Friedrich-Loeffler-Institut bewertet den Einsatz von Tier-Impfstoffen, spricht Empfehlungen zur Verwendung aus und berät themenbezogen auch die Bundesregierung. Die StIKo Vet besteht aus acht Mitgliedern sowie acht Stellvertretern, die jeweils eine Tierart bzw. einen Fachbereich abdecken. Beraten und unterstützt werden sie außerdem von Vertreter des Paul-Ehrlich-Institutes (PEI) sowie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und Arbeitskreisen aus Experten entsprechender Tätigkeitsfelder. Ihre Arbeit ist jederzeit öffentlich zugängig.

          Die StIKo Vet erarbeitet Impfleitlinien in welchen mit wissenschaftlichem Hintergrund sogenannte Core -(„Pflicht“, das Tier sollte zu jeder Zeit geschützt sein, da es sich um um schwere Erkrankungen oder gar Zoonosen handelt) und Non-Core-Impfungen („bedarfsbezogen“, eine Erkrankung ist bei der Mehrheit der Population eher unwahrscheinlich) empfohlen werden (*2). Diese Empfehlungen gelten zunächst einmal für die gesamte gesunde Population.

Wieviel ist medizinisch überhaupt nötig?

          Eine Impfung soll eine Erkrankung verhindern oder zumindest dafür sorgen, dass sie deutlich kürzer und milder verläuft.

           Um eine Infektionskrankheit nicht zu einer Epidemie werden zu lassen, müssen von der Gesamtheit einer Tierart/Population 70 bis 80 Prozent geimpft sein. In einer gut durchgeimpften Population kann es für ein einzelnes Tier möglich sein, ohne Impfung gesund zu bleiben.

Klassische Infektionskrankheiten wie die Staupe beim Hund, sind durch Impfungen zurückgedrängt worden. Die Staupe wird in der Wildtierpopulation (z.B. Fuchs) durchaus aber noch regelmäßig bei der Untersuchung toter Füchse nachgewiesen.

Auch die Leptospirose (eine Zoonose!), verursacht durch die Serovare L.canicola oder L.icterohaemorrhagiae (in älteren Hunde-Impfstoffen enthalten) scheint beim Hund nahezu ausgerottet zu sein. Dafür treten bei Hunden zuvor seltenere Subtypen von Leptospiren auf. Impfstoffe werden daher regelmäßig überarbeitet und angepasst. Nebenbei kommen die Leptospirose, als meldepflichtige Erkrankung, beim Menschen mit 40 bis 120 Fällen pro Jahr (Dunkelziffer vermutlich höher) auf Grund vieler weiterer Infektionsmöglichkeiten immer noch vor. Die Leptospirose beim Hund ist nicht meldepflichtig. Über die Häufigkeit des Auftretens dieser Erkrankung kann daher nur infolge öffentlich gemachter Fälle spekuliert werden.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

           Impfreaktionen wie Schwellungen an der Injektionsstelle und ggf. leichte Erhöhungen der Körpertemperatur sind typische Reaktionen auf eine Impfung und zeigen auch eine Aktivierung des Immunsystems an, sie kommen sehr häufig vor (10% aller Impfungen), bleiben vom Besitzer in der Regel aber unerkannt..

Sehr selten (<1 von 10.000 und Einzelfallberichte) kann es nach der Impfung zu Ausprägungen von Symptomen der „verimpften“ Krankheit, oder zu allergischen Reaktionen kommen. Letztere können auch zu lebensbedrohlichen Anaphylaxien führen und sind dringend behandlungsbedürftig.

Nebenwirkungen von Impfstoffen u.a. werden regelmäßig an eine zentrale Stelle und auch zum Hersteller zurück gemeldet. Dies hilft Impfstoffe immer sicherer zu machen.

           Dass Impfungen auch beim Hund Ursache für Autismus oder Epilepsie sein können, konnte bisher in keiner Studie aufgezeigt werden. Hilfsstoffe in Impfstoffen, wie Thiomersal (eine organische Quecksilberverbindung zur Konservierung) z.B. geraten diesbezüglich ja auch in Humanimpfstoffen immer wieder in die Kritik.

           Bei jüngeren Katzen sind Tumoren (v.a. Fibrosarkome), welche an typischen Impfregionen entstehen seit Jahren Basis vieler Studien. Tatsächlich konnten in Untersuchungen Inhaltsstoffe von Leukose-Impfstoffen in besagten Tumoren festgestellt werden. (weitere Informationen zu diesem Thema siehe Link unten (*3))

Die Katzenleukose ist im Übrigen eine Retrovirusinfektion. Das Virus schleust sich in die Wirts-DNA ein und verändert den Zellstoffwechsel zu seinen Gunsten. Die Erkrankung selbst ruft dabei in 10% der Infektionen über Mutationen Tumore hervor. Nur ein mögliches Symptom der Erkrankung.

In Stadtkatzenpopulationen ist von einer 60-70%igen Leukose-Infektionrate auszugehen (Landkatzen als Einzelgänger ca.10%). Alle einmal infizierten Katzen sind lebenslang Virusträger und ggf. auch -ausscheider.

Da hier z.B. von sehr individuellen Risiken ausgegangen werden muss, ist die Leukose-Impfung eine Non-Core Impfung. Katzenpensionsbetreiber nehmen allerdings häufig nur Leukose-geimpfte Tiere auf.

Muss immer jährlich geimpft werden?

           Eine belastbare Immunität gegen die bakterielle Komponente des Zwingerhustens oder gegen Leptospirose beim Hund ist für maximal 12 Monate angegeben. Eine jährliche Auffrischung ist also nötig. Die Katzenschnupfen- und Panleukopenie-Impfungen (Totimpfstoffe) zeigen ebenfalls nur maximal ein Jahr belastbare Antikörpertiter im Tier auf.

           Gegen die allermeisten anderen Viruserkrankungen unserer Hunde und Katzen hingegen muss nur alle 3-4 Jahre geimpft werden. Auch wenn Studien zeigen, dass Tiere teilweise auch noch länger Antikörperspiegel aufweisen, ist von einer Verlängerung der Impfintervalle, abweichend von den Herstellervorgaben abzuraten. Individuelle Eigenschaften spielen hier eine zu große Rolle.

Ein Fazit.

           Eine gründliche Untersuchung des Tieres vor jeder Impfung ist Pflicht! Sie beinhaltet auch die mündliche Anamnese und soll ein geschwächtes Immunsystem, durch falsche Ernährung, Arzneimittel, Stress oder Erkrankungen aufzeigen. Die Impfung des Tieres kann so angepasst, oder auch bis zur vollständigen Genesung verschoben werden.

Trächtige und säugende Hunde und Katzen sind eben auf Grund einer wahrscheinlich eingeschränkten Immunantwort sicherheitshalber von den meisten Impfungen ausgenommen.

Je nach Infektionsdruck - Wohnungskatze ohne Freigang mit Besitzern ohne weiteren Katzenkontakt gegen freizügigen Hund, der regelmäßig z.B. die Hundepension besucht – kann vor allem bei den Non-Core Impfungen individuell für oder gegen eine Impfung entschieden werden.

Wir beraten Sie hierzu mit Blick auf die regional aktuellen Geschehnisse gern.

Wenn Sie Ihr Tier nicht pauschal impfen lassen wollen, besteht die Möglichkeit bei Hunden in regelmäßigen Abständen über eine Blutprobe untersuchen zu lassen wie hoch die Antikörper-Titer z.B. für Parvovirose, Staupe oder Hepatitis aktuell sind und Sie können dann gezielt über eine Auffrischung entscheiden.

So viel wie nötig, so wenig wie möglich!

Ihre Tieraraztpraxis

Quellen und weitere Informationen:

Lehrbuch "Medizinische Mikrobiologier Infektions- und Seuchenlehre", Anton Mayr, 8.Auflage

Homepages des FLI, PEI, StIKoVet

*1) Gesetz zur Vorbeugung vor und Bekämpfung von Tierseuchen (Tiergesundheitsgesetz – TierGesG) 

*2) Impfempfehlungen laut StIKo

Hund

Core-Komponenten: HCC, Staupe, Parvovirose, Leptospirose, Tollwut

Non-Core-Komponenten: Babesia canis, Bordetella bronchiseptica, Borrelia burgdorferi sensu lato, Canines Herpesvirus (CHV-1), Canines Parainfluenzavirus (CpiV), Coronavirus, Dermatophytose,/Mikrosporie/Trichophytie, Tetanus

Katze

Core-Komponenten: Felines Herpesvirus, felines Calicivirus, felines Panleukopenievirus

Non-Core-Komponenten: Bordetella bronchiseptica, Chlamydophila felis, Dermatophytose/Mikrosporie/Trichophytie, FIP/FCoV, FeLV

*3) https://www.tiergesund.de/krankheiten/katze/leukose-felv

https://www.tierklinik-hofheim.de/fileadmin/user_upload/Downloads_Tieraerzte/Merkblaetter_neu/Vakzine-assoziierte_Fibrosarkome_bei_der_Katze.pdf


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